Der neue "Homo Ludens" hat jedenfalls
weniger Probleme mit den Härten der dritten industriellen Revolution
als mit dem dritten Level, der bei jedem Update alle vormaligen
Spielniveaus überbieten muss, wenn die Softwareprogrammierer nicht im
Orkus der fossilen Spielgeschichte versinken wollen. Und viele sind
dahingegangen, weil sie im Gewerbe der fotorealistischen Reizüberflutungen
und Animationssensationen nicht mithalten konnten.
Die Imagination, die Hänschen brauchte, um aus drei
Stühlen eine rollende Wohnzimmer-Eisenbahn zu machen, kennen die Kinder
von Pokemon und Nintendo längst nicht mehr. Imagination kommt aus der
Maschine - und kommt sie nicht daher, dann wird das Programm so
gnadenlos ausgepunktet wie ein römischer Gladiator, den sein Publikum
nicht mehr unter den Lebenden zu sehen wünscht. Die Fantasie der
Mouseclick-Enthusiasten schrumpft nicht mal auf antike Daumengröße,
sie ist sub specie ludis so überflüssig
wie die Empfehlungen der Jugendschützer, die hinter jedem verirrten
Egoshooter bereits den Terminator des Abendlands wittern. Den Untergang
des Abendlandes besorgen die Konsolenzocker zuletzt, wenn sie über die
Stränge hochorganisierter Gesellschaften schlagen, sich von der
langweiligen Zivilisation in spieldarwinistischen Szenarien erholen.
Egoshooter sind konditionierte Egomanen, die aber nicht mehr
selbstverliebt ihr Antlitz im Teich betrachten, sondern die zerfetzten
Digitalkörper als realen Existenzbeweis feiern.
Goedart Palm |