Ein
blasser Jesus – The Man from Earth und die Unerfindlichkeit des
Unendlichen
„The
Man from Earth“ (2007, Regie: Richard Schenkman) verschenkt das
Potential seiner Idee. Der Film ist letztlich einfallslos, weil dieser
ewig lebende Cro-Magnon-Mensch John Oldham, der auch mal Jesus war, außer
Kalenderblatt-Weisheiten nichts mitzuteilen hat. Wer nach 14.000 Jahren
Lebenszeit nicht mehr zu berichten hat als eine moderate Chamäleon-Geschichte
der Selbstentwürfe im Zehn-Jahres-Takt, der hat seine Chance gründlich
verspielt. Was das Skript überhaupt nicht realisiert, ist der enorme
Erkenntnisgewinn. Im Gegenteil diese Überlegung wird verspielt mit der
Behauptung, nie auf einem höheren Erkenntnislevel gewesen zu sein als die
Bescheidwisser der jeweiligen Epoche. Das reduziert Wissen und Erfahrung
auf kognitive Inhalte und ist somit als Erkenntnislehre zu kurzschlüssig.
Wenn seine Vitalfunktionen ausreichen, um weiter lernen zu können, dann wäre
dieser positiv gewendete Ashaver ein „hochgetuntes“ Erfahrungstier,
der vor allem schon im Habitus eine größere Überlegenheit ausstrahlen würde.
Dieser Mann hat kein besonderes Charisma. Er ist die konfektionierte Plüsch-Variante
eines Unsterblichen, was übrigens nebenbei bemerkt auf die P2P-Gemeinde
zurückfällt, die zur Hype des Films nicht unwesentlich beigetragen hat.
Das Persönlichkeitsbild eines solchen Menschen wäre erheblich
vielschichtiger in seinen Ambivalenzen. Wahrscheinlich hätte er
zahlreiche Persönlichkeitsschichten, komplexe Rollenmuster, die er
wechseln könnte. Ein Weiser, ein strategischer Pragmatiker, ein
Wissensmonstrum, göttlich und teuflisch zugleich. Stattdessen erfahren
wir: Jesus war ein amerikanischer Gutmensch, ein Langweiler – so to
speak – vor dem Herrn. Ewigkeit hat andere Dimensionen…
Goedart
Palm |