Literarische Skizzenblätter, locker verteilt, von Zeit zu Zeit
wechselnd ... war ursprünglich die Idee, komme aber nicht dazu, das zu tun, was
etwa Ernst Jünger oder Julian Green ohne "timelimit" zu
realisieren schienen...
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Ernst
Jünger
Ein Sammler,
Klassifizierer, Aufspießer,
der Menschen, Käfer, Situationen etc. verzeichnet. Alt wird einer nur mit der Lust an der
Weltwahrnehmung. Wer sich der Welt als Kartograf, Aufschreiber, Korrepetitor verdingt, hat
mehr Aussichten auf Ewigkeit als die Haderer, Zweifler, Lebens(ver)zweifler. Gerade der
Krieg eröffnet Erfahrungsräume, schreckliche, unbekannte, aber mit dem existenziellen
Druck, nur "hier und jetzt" leben zu können. Militanz als Selbstaufrüstung
gegen die An- und Zumutungen einer aus dem vorübergehenden Lot geratenen Welt. Vielleicht
die geheimste Quelle des Faschismus: Gewalt, Niederwerfung der anderen aus Angst. Jünger
ist ein Geistesverwandter Borges´, der ihn auch in Wilfingen besuchte. Ihr
Unterschied liegt in dem Reduktionsmus Borges´gegenüber der relativen
kulinarischen Abundanz Jüngers, letztlich der Unterschied zwischen Dichtkunst als
Verdichtung und Erzählung als Recherche. Die Qualität Jüngers ist sein
equilibrium aus Bodenhaftung, Träumen, Drogen, Entomologie, Expressionismus und
Sensibilität. Warum Käfer? Vielleicht eröffnen diese fassettenreiche Kleinwelten die
Illusion der Beherrschbarkeit, geben dem Betrachter ein Gefühl einer Schöpfung
übergeordnet zu sein. Der Geist der Welterschließung aus der Ordnung der Glasvitrine.
Goedart Palm
internetrecht
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