Viel spricht dafür, dass
paranormale Überzeugungen und Eindrücke auf einem höheren
Dopamin-Grad im Gehirn zurückzuführen sind. Sollten Emanuel Swedenborg,
Jakob Böhme, Alan Kardec, August Strindberg, die die Gabe der Apophänie
(plötzliche Wahrnehmung von Verbindungen und Bedeutungen in
vermeintlich unverbundenen Phänomenen) besaßen, lediglich Opfer und
Nutznießer ihres Dopamin-Pegels gewesen sein? Auch die antiken Götter,
Orakel, Lourdes, Fatima und spirituelle Eingebungen aus dem jenseitigen
"Off": nichts als schnöde Dopaminüberfunktionen?
In einer Zeit horrender
Glaubensverluste, leer stehender Kirchen, von verwaisten Klöstern ganz
zu schweigen, könnte die biochemische Frohbotschaft lauten: Gebt den
Glaubensschwachen ihr tägliches Dopamin-Plus und göttliche Stimmen,
Marienerscheinungen, aber auch Teufelsspuk und selbstverständlich
Verschwörungstheorien werden wieder so normal wie paranormal.
Wirklichkeit ist halt, wie sie Stanislaw Lem in einer seiner Geschichten
entwarf, ein Drogeneffekt. Sollte sie nur so auszuhalten sein?
Paranormal Begabte freilich wird die
säkulare Herkunft ihrer Visionen nicht beeindrucken, da schließlich
der Herr für die Verteilung des Dopamins verantwortlich ist und die
Wege des Herrn, sich seinen Gläubigen mitzuteilen, eben unergründlich
bleiben.
Goedart Palm |