Die Kennedys machen es Kritikern schwer.
Bevor sie schäbige Kritik treffen könnte, sind sie schon tot. Also gilt: Nihil nisi bene
de JFK Junior. Für Nichtlateiner: Über tote Kennedys soll man nicht schlechter reden als
über andere Unfallopfer auch. Also müssen wir schweigen, obwohl es schwer fällt, weil
die Kennedys auf´s Großartigste den amerikanischen Traum mortifizieren, der nicht nur in
ihrer Geschichte mysteriöser Unfälle immer wieder in das Trauma des blindwütigen
Schicksals umkippte. Mysteriös?
Wahrscheinlichkeitstheoretiker befriedigt inzwischen nur
noch die Erklärung, dass eine böse Fee mit wechselndem Wohnsitz in Moskau, Havanna,
Tripolis oder Bagdad regelmäßig ihre glühenden Nadelspitzen in Wachspüppchen bohrt,
weil anders die saltos mortales des amerikanischen Königshauses nicht mehr hinreichend
erklärt werden können. Hat die tränenselige Öffentlichkeit auf Drängen der Mütter
und des Papstes gerade aufgehört, den letzten Kennedy in ihre Gebete einzuschließen,
stirbt schon der Nächste. Erst 1997 prallte Michael Kennedy, Neffe des 1963 ermordeten
Präsidenten JFK senior, beim Skilaufen gegen einen Baum. Seine Mutter Ethel, bereits
leidgeplagte Witwe des 1968 ermordeten ehemaligen Justizministers Robert Kennedy, beklagte
nicht den ersten Tod eines Kindes: Sohn David hatte sich bereits 1984 im Alter von 28
Jahren in einem Hotelzimmer im sonnigen Florida einen goldenen Schuss gespritzt. Edward
Kennedy, der jetzige Clanchef des selbst ernannten Adels, fuhr betrunken sein Auto von der
Brücke und eine Beifahrerin ertrank. Flugzeugabstürze sind alte Familientradition:
Joseph Patrick K. jr. stürzte 1944 in den Ärmelkanal, Kathleen Kennedy-Cavendish 1948 in
Frankreich ab.
Wie aber lautet die letzte Strophe auf die Unzahl der
Katastrophen, wenn wir entgegen mathematischer Wahrscheinlichkeiten die Zauberkräfte
eines antiamerikanischen Voodoo-Kults verwerfen? Vielleicht ist es einfach so, dass die
Kennedys zwar an das Ruder der Politik gelassen werden können, nicht aber an
Steuerungsapparaturen, für die nicht nur eine Lizenz, sondern auch Umsicht erforderlich
ist. John-John verschloss sich allerdings der Politik, obwohl das magische Denken der
fernsehverklärten Amerikaner immer wieder gefordert hatte, der Sohn des früh
verstorbenen Präsidenten müsse in die längst verwischten Fußstapfen des Vaters treten.
Politische Gene und Genies dürfen nicht verschleudert werden - indes gibt es zu denken,
dass bislang niemand gefordert hatte, die Söhne Kohls sollten aus Gründen des Erbguts
Kanzler werden. So bleibt uns nur das bescheidene Wissen, dass John-John so schön war wie
die ihn umgebenden Frauen, aber nie werden wir erfahren, was er für seine Nation
geleistet hätte, wenn er etwas für sie hätte leisten wollen.
Amerika ist das gelobte Land der Machbarkeit von
Illusionen, der Träume vom einlösbaren menschlichen Glück, der politisch gewordenen
Kraft des Guten. Auch wenn dieser "american way of positive thinking"
offensichtlich nicht garantiert, Autos und Flugzeuge sicher zurück zur Familienbonanza zu
steuern, hat Amerika seinen kolonialen Pioniergeist diesem Jahrhundert verordnet und sich
weder durch hämische Kritik europäischer Misanthropen noch von Weltbedrohungsfantasien
roter Ideologen beirren lassen. Der Geist des Antiamerikanismus verschwört über die
politischen Lager hinweg linke wie rechte Gegner, die Amerikas Hegemonialpolitik für die
wahre Dämonie der Neuzeit halten, obschon der Papst zu keiner Zeit angeboten hat,
exorzistische Hilfestellung zu geben.
Von Anbeginn an verband sich der Machbarkeit der
Verhältnisse derer von Kennedy oder Clinton der unbedingte Willen, widerstrebende
Verhältnisse in das imperiale Glücksversprechen und Unverbesserliche in Knäste zu
zwingen, die diesen Namen - wie etwa in Texas noch ehrlich verdienen. Mit gutem
Beispiel führten diese Familien das eigene Glück vor, ohne dadurch je das fremde Glück
aus dem Auge zu verlieren, wenn es ihrer Wiederwahl frommte. In der Kennedy-Family wurde
die aufmunternde Parole ausgegeben, dass "Looser" unerwünscht seien und diese
Hybris schien das boshafte Schicksal zu provozieren, doch letztlich eigenständig darüber
zu entscheiden, wer verliert. Zutritt für Durchschnittstypen ist jedenfalls unerwünscht
und man muss schon Schwarzenegger heißen, um in den Club der toten Politiker
einzuheiraten. Die Monroe hat´s trotz bester körperlicher Konstitution nicht geschafft,
"First Lady" neben JFK zu werden, obwohl das im Nachhinein betrachtet kein Grund
zum Selbstmord gewesen wäre, weil die beiden ohnehin nicht allzu lange glücklich gewesen
wären. Zwischen den Kennedys und dem via Maria Shriver eingeheirateten Mr. Olympia
Schwarzenegger besteht aber ein wesentlicher politischer Unterschied: Im Griff an die
Gurgel des menschlichen Glücks überzeugt Schwarzenegger mit einem signifikant dickeren
Bizeps und klareren Grundsätzen. "Hasta la vista, baby" lautet folgerichtig
Schwarzeneggers Lebensmotto, wenn er das Böse verabschiedet und vielleicht ist es kein
Zufall, dass gerade Puertos und Hispanos diese Sprache besonders gut verstehen, wenn sie
sich bei Nacht und Nebel in´s Land der unbegrenzten Möglichkeiten einschiffen lassen.
Unbegrenzte Möglichkeiten? Der kapitalistische Geist des freien Unternehmers, vom
Tellerwäscher zum Millionär und zurück, rechtfertigt heute eine amerikanische
Sozialpolitik, die nie unverblümt behauptet hat, die Renten wären sicher. Das Volk
nimmt´s hin, weil es nichts zu nehmen gibt, außer einer Vollbeschäftigung als
Mc-Tütenträger im Supermarkt.
Aber zur Belohnung für den "subamerican way of
life" lachen die ironischen Verhältnisse auch über jene, die ohne Rente ihre
Schafherden in´s Trockene gebracht haben und wie die Kennedys einen eigenen Strand
besitzen, dafür aber auf den Wegen zu Wissen und Wohlstand in menschliche Abgründe oder
unmenschliche Straßengräben stürzen. Nicht nur das, auch die Begegnungen der dritten
Art mit wohlfeilen Nachtclubsängerinnen, Pretty Babys unter 18 oder Playboyfoldergirls
stellen den Saubermännern der Nation mehr oder weniger lange Beine "on the way to
fame". Diese Geschöpfe des Teufels scheinen zugleich Agentinnen jener Pilgrim
Fathers zu sein, die auch nach ihrem gottergebenem Ableben über die öffentliche Moral
aus dem Jenseits wachen. So umnebelt der Geist des Calvinismus das Land der unbegrenzten
Widersprüche, das zugleich auch einen unbegrenzten Pornoauswurf industrialisiert hat, der
vor allem hilft, die öffentliche Moral aufrechtzuerhalten, wenn anders der coitus
interruptus der always-ultra-cleanen Verhältnisse drohte.
Fromme Kalendersprüche sind Amerikas reichste Währung,
etwa: "...that all man will be equal". Nun klingt dies Versprechen eher wie ein
Versprecher, wenn man sich nicht der Lesart anschließt, dass jeder Mensch das gleiche
Recht hat, Präsident zu werden - zumindest wenn er bereit ist, einige Millionen Dollar
für seinen Wahlkampf auszugeben. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, ist es doch bei den
hiesigen Karnevalsprinzen auch so, dass man dem Steuerzahler nicht zumuten darf, fremden
Narzissmus auch noch zu bezahlen, wenn er schon nicht zu ertragen ist. Das blendende
cheese-Lachen des Kurzzeitpräsidenten JFK stand schon immer für den glücklicheren Teil
einer Menschheit, die auf der Butterseite des Globus lebt und jederzeit weiß, wo das
Glück der Restmenschheit vergraben liegt, um es mit einfühlender Rhetorik bloßzulegen.
Der medienimpotente Nixon, in dessen Gesichtsknittern schon Watergate eingraviert war,
bevor er zum präsidialen Tricky Dick wurde, stand lange im medienpolitischen Windschatten
des Sunnyboy JFK, der sich mit flotten Reklamesprüchen die Welt geneigt machte: "Ich
bin ein Bärliner". Er wurde vor allem deshalb zum Berliner, weil der kalte Krieg in
der geteilten Stadt seine heißeste Stelle hatte und der lächelnde Weltsheriff das
Völkerverständnis signalisierte, dessen Politdesign zwar noch lange nichts bewirkt, aber
jede Menge begeistert, die Zeit genug hat, sich Festtagsreden anzuhören.
Es wäre aber ungerecht, Amerika vorzuwerfen, sich nicht
ständig in fremde Unrechtsherrschaften eingemischt zu haben, die dem Glück aller
widerstrebten. Zwar haben die undankbaren Nutznießer die Lektionen nicht immer sofort
lernen wollen, aber die US-Militärpädagogik hatte zumeist die notwendigen
Korrektionsinstrumente, gewalttätige Diktatoren dieser Welt mit Feuer und Cruisemissiles
von amerikanischer Humanität zu überzeugen. Nazis, Vietkong, südamerikanische
Drogenkönige, fanatische Moslems sie alle lernten den Ernst des Lebens kennen,
weil Uncle Sam stets das Gute will, wenn er es auch nicht immer versteht, es so
mitzuteilen, dass es alle schon bei der ersten Salve verstehen. Für die einen ist es
Militarismus, für die anderen die schlagkräftigste Humanität der Welt, seit es Kriege
gibt.
An amerikanischem Wesen soll also die Welt genesen.
Freilich sind einige diesem Wesen schnell erlegen: Die indianische Urbevölkerung wich
beleidigt ins Niemandsland der Reservate aus, um dort ohne Büffel, aber mit ausreichend
Feuerwasser kränkelnd auf die ewigen Jagdgründe Manitous zu warten. Keine Genesung für
Winnetou und Geronimo in Sicht, während Old Shatterhand in Radebeul Märchen für die
verklärte Jugend schrieb und die Indsmen wegen ihres ethnischen Eigensinns und ihrer
völligen Unfähigkeit, das Kleingedruckte korrekter Friedensverträge zu lesen, auf
Zwergpopulationen zusammengeschrumpft wurden. Aber die ethnischen Selbstbezeugungen des
politisch vorkorrekten Amerikas enden hier nicht. Amerikanischem Wohlstand wurde auf die
nacktesten Füße jener importierten Negersklaven gestellt, die jetzt endlich
Afroamerikaner heißen dürfen und gleich geht´s bei so viel ethnischer
correctness in den Armenvierteln von Atlanta oder Los Angeles schon besser, wenn man die
nächste Mülltonne nach Luxusgütern durchwühlt. Da schmeckt Onkel Toms Plantagentrank
doppelt so gut, auch wenn der Ku-Klux-Klan immer mal wieder aus guter alter
Vätersitte - schwarzes Blut beimengt und Rodney King einfach das Pech hatte, auf die
beiden einzigen Rassisten der USA zu stoßen, die zu allem Übel auch noch
schlagstockbewehrte Cops waren. Aus einem "Nigger" würde allerdings nur dann
ein "Afroamerikaner", wenn politische Korrektheit nicht nur in die öffentliche
Rhetorik eingespeichelt würde, sondern auch die sozialen Verhältnisse mehr als Rhetorik
wären. Politisch korrekt wäre es nur, wenn jeder selbst entscheidet, wie korrekt
Etiketten sind, die ihn zu dem machen, was er nie sein wird, weil Korrektheit die letzte
Erfindung seines großen Bruders ist.
So wird das Maul der Gegenwart mit Heftpflaster verklebt
und der Schlund der Geschichte mit Märchen aus Hollywood gestopft. Aber aufrechte
US-Menschen sind nicht bereit, von ihrer Vergangenheit die Finger zu lassen, weil ihrer
Miniaturgeschichte - seit der Unabhängigkeit von den britischen Teeverkäufern - einige
tausend Jahre nationalen Selbstbewusstseins fehlen. Kein Wunder also, dass Amerikaner
jedes Zipfelchen eigener Geschichte wie teuerste Kleinodien bewahren und selbst der
blutige Bürgerkrieg wird von historischen Eiferern immer wieder sonntags als gefühliges
Historienstück patinisiert. So hat Amerika selbst aus seinen dunklen Ursprüngen des
Bruderhasses politisches Kapital geschlagen und aus der Genesungsgeschichte der
zwangsvereinigten Nation eine optimistische Freiheitserzählung dramatisiert, deren
einziger Vorteil darin besteht, noch nicht von Steven Spielberg verfilmt worden zu sein.
Der weiße Präsident Lincoln schwang sich zum
Freiheitsträumer aller Amerikaner auf - Martin Luther King, von der
Black-Panther-Bewegung der Komplizenschaft mit weißer Herrschschaft bezichtigt,
aktualisierte diesen Traum, ohne doch die überfällige Frage zu beantworten, warum nicht
längst das ethnische Miteinander zu kollektiver Gerechtigkeit aufgeschlossen hatte.
Folgerichtig wurden auch diese beiden Gleichheitsfanatiker erschossen, weil das
konzentrierte Böse sich nicht einfach verdrängen lässt, so oft man es auch auf den
elektrischen Stuhl bindet und zu Tode schmoren lässt. Da lediglich die Uno und die
meisten Mitgliedsstaaten einschließlich des Vatikans! - bisher die Todesstrafe
geächtet hat, wird langsam allen Zivilisierten klar, dass der "pursuit of
happiness", das idolisierte Glücksstreben Amerikas, nur funktioniert, wenn weiterhin
die Unzivilisierbaren zur Hölle geschickt werden dürfen.
Darüber, dass alle Menschen gleich werden, herrschen auf
Amerikas Plantagen seit je Clans, große Familienmetastasen, die Elitemoral und populäre
Kosmetik zum Smiley ihrer Medienexistenz ausgebildet haben. Vor Jahren berichtete das
Fernsehen über die Lebensweisen texanischer Durchschnittsreicher in der gut
recherchierten Dokumentarserie "Dallas", die irrigerweise hier zu Lande als
zynische Seifenoper missverstanden wurde, weil der deutsche Durchschnittsfernseher zu
wenig vom Öl-Geschäft versteht. Dabei wäre in "Dallas" zu lernen gewesen,
dass es selbst erträglicher ist, Cliff Barnes zu heißen, als so zu grinnen wie der Boss
der Southfork-Ranch. Wer im amerikanischen Fernsehen so schief grinst, wird nicht zum
Präsidenten gekürt und folgerichtig hat der von JR Ewing gespielte Larry Hagman (oder
war´s umgekehrt?) auch nur einen letzten Folgeauftrag als Müllermilchschlürfer in
Deutschland erhalten, bevor er vermutlich aus der Schauspielergewerkschaft wegen
antiamerikanischer Umtriebe ausgeschlossen ist.
Ganz anders John-John. War er doch noch 1996 von der
Gesellschaftspostille People zum Mann mit der größten sexuellen Ausstrahlung der Welt
erklärt worden und wir werden uns ewig vergeblich fragen, ob Clinton eine echte Chance
gegen diesen Sexappeal gehabt hätte, wenn Little John seinen Schlag bei Frauen politisch
zur 50 % der Wählerinnenstimmen hochgereizt hätte. Mediengeschmeidigen Leuten wie
William Clinton, die so ehrlich und offen in die Kameralinsen blinken, verzeiht man indes
gerne, wenn sie den Mund zu voll nehmen lassen. Und ihren Gattinnen verzeiht man, dass sie
ihnen immer wieder verzeihen, obschon es nichts mehr zu verzeihen gibt und jede
Vorstadtmutti aus Milwaukee schon lange die Scheidung eingereicht hätte. Nun wollen
Vorstadtmuttis aber nicht wie Billary oder Hillary "governor" werden und wir
nicht bigotter als etwa Chefermittler sein - jeder soll seine interfamiliären
Verhältnisse intrafamiliär regeln und wenn ihm danach ist, auch hinterher so befriedigt
strahlen, dass man ihm alles verzeiht.
Die Amerikaner haben sich ihre Präsidenten und deren
Skandale so redlich verdient so unredlich amerikanische Fernsehsaubermenschen auch in den
Augen europäischer Neidhammel ihren politischen Erfolg verdienen mögen. Die
unerträgliche Leichtigkeit der strahlenden Medienexistenz ist jedenfalls das offenste
Wahlversprechen amerikanischer Politiker, und auch die gemeinsten Kritiker, denen das
nicht passt, müssen damit rechnen, auf der nächsten Pressekonferenz des Weißen Hauses
schamlos "geduzt" zu werden. Ronnie Reagan pflegte in seinen letzten
Präsidententagen auch schon mal nicht vorhandene Journalisten mit einem fröhlichen
"Hi, Al" zu begrüßen, um den Verdacht der Senilität in der logischen Sekunde
auszuräumen, in der er ihn bestätigte. Da hat´s der gebrechliche Papst besser, der
grüßt gleich den ganzen Erdkreis und jeder darf sich beim Segen so angesprochen fühlen,
wie es das Vielvölkersprachengemisch des Pontifex maximus spitzesten Ohren ermöglicht.
Aber nicht nur der eilige Vater ist ein translingualer
Multikulturalist, wie seine Begegnung mit "El maximo lider" Castro jüngst
eindrucksvoll demonstrierte, auch wir haben die Multikultur Amerikas mit der Müllermilch
aufgesogen und den korrekten Konsum von Coca-Cola, Chewinggum, Marlboro, Levis, Nike und
aller anderen Gunstbezeugungen des gütigen Humankapitalismus gelernt. Nicht auszudenken,
hätte die rote Flut Europa überspült und wir hätten Borst statt BigMac essen müssen.
Aber schlimmer noch: Statt Hollywood hätten wir sowjetische Propaganda zu sehen bekommen
und die Teilnahme am Leben und Sterben der Kennedys wäre uns zu Gunsten von
Kolchoseberichten verwehrt worden. Stattdessen dürfen wir jetzt an den Lebensweisheiten
der "Bunte Spezial-Ausgabe" mit aller gebotenen Rührung teilnehmen, wenn
wir schon nicht bei den Beerdigungsfeierlichkeiten eingeladen waren: "Nur ein Kennedy
kann die halbe Welt zum Weinen bringen. Nur der Tod eines Helden kann die Mythen
erfüllen." In der Logik dieses Wissens müssen also noch mehr Helden dieses Kalibers
sterben, um die Mythen zu erfüllen. Zwar hätten wir gerne genauer gewusst, von welchen
Mythen hier die Rede ist und ob diese Mythen mehr sind als der Wille zum Mythos, wenn die
Welt doch im Übrigen so mythenlos prosaisch ist. Jedenfalls erfüllt das Kindersterben in
Afrika keinen Mythos und kann deshalb auch nicht die halbe Welt zum Weinen bringen.
Das Weltelend wird erst durch das Sterben
der Kennedys mythisch begründet, weil hier der Heldenmythos und der Mythos der
Notwendigkeit von Presseerzeugnissen die glücklichste Ehe eingehen, bis dass der Tod sie
scheidet.
Goedart Palm |